Von Workplace Strategies und der Angst vor Großraumbüros
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„Warum moderne Großraumbüros der Horror sind“ erklärte Christian Scholz im Manager Magazin. Es ist die Rede von Massentierhaltung, der Open Space wird in die Nähe der Arbeitswelt von Näherinnen in Bangladesch gerückt. Auch das Handwerk wirbt mit dem negativen Image des Open Space. Zu Recht? Ist der Hype der offenen Büro-Arbeitswelt nun vorbei? Oder funktioniert der Open Space im Einzelfall nicht? Weil er falsch geplant wurde, weil er auf Standards setzt, wo Individualität gefragt wäre. Auch wir erleben in unserer Arbeit, dass die ersten Konzepte globaler Workplace Strategies, die klar auf den vom Facility Management getriebene Großraum setzen, mühevoll zurückgebaut werden. Aber: Wir erleben auch, dass unsere Open Space Konzepte von den Nutzern begeistert aufgenommen werden. Ja, sogar, dass die Arbeitswelt im Open Space zu einem echten Aushängeschild der Abteilung wird und messbar auf die Arbeitgeberattraktivität einzahlt. 

Was also tun? Open Space oder nicht? Hier sind nur drei wichtige Überlegungen aus unserer Planungserfahrung.

1. Form follows function

Einverstanden. Dieser Architekturleitsatz stammt schon aus dem 19. Jahrhundert und ist seit dem Bauhaus in Deutschland ein geflügeltes Wort. Was bei den Architekten als Diskussion über Verzierungen am Bau begann, ist heute allgemeinverbindlich: Zuerst geht es um das Funktionieren der Gestaltung, danach darum, dass es gefällt. Diese Erkenntnis gilt auch für jede Arbeitswelt. Die ist dafür gemacht, dass der Mensch optimale Bedingungen vorfindet, um seine Arbeit zu erbringen. Die Arbeitswelt muss prozessgerecht und auf den arbeitenden Menschen ausgerichtet sein. Dazu zählt nicht nur die Arbeitsplatzergonomie, sondern auch das Drumherum: Feedback- und Meetingzonen, Garderoben und Schließfächer, Bistro, Chill- und Recreation-Areas. Grundsätzlich zeigt sich hier bereits häufig: Was in der Projektarbeit funktioniert, ist pures Gift für die Arbeit in dialogstarken Teams. Die Arbeitswelt muss zur Arbeit passen, muss Kommunikation und Konzentration sowie immer mehr auch Kooperation unterstützen. Das funktioniert nur im Open Space – in einem Open Space, der nach diesen Kriterien geplant ist.

2. Open Space ist kein Facility Management-Tool

Viele Arbeitsplätze auf wenig Fläche. Das klingt für das kaufmännische Facility Management nach einer optimalen Lösung. Der Open Space senkt die Kosten pro Quadratmeter Fläche und ist deshalb bei vielen Facility Management-Experten das Arbeitsprinzip der Wahl. Doch das darf nicht alles sein: Die Arbeitswelt ist nicht nur Kostenfaktor, sondern die Grundlage für Wertschöpfung. Und darum geht es! Wer die Wertschöpfung in den Mittelpunkt rückt, wird immer zuerst fragen, wie Arbeit optimal verrichtet werden kann. Danach richtet sich dann die Gestaltung. In unseren Projekten ist es in der Regel so, dass der Open Space beide Anforderungen erfüllen kann: Hohe Wirtschaftlichkeit in der Flächennutzung und perfekte Bedingungen für eine hohe Produktivität der Teams. Doch ein Open Space ohne diese zweite Seite der Medaille kann nicht funktionieren.

3. Es geht um Arbeitgeberattraktivität

Draußen tobt der War for Talents. Unerbittlich und mit zunehmender Bedeutung für das Recruiting. Wer heute die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, gewinnen und binden will, muss mehr bieten. Und dieses „Mehr“ beginnt bei der Arbeitswelt. Wer eine unattraktive Arbeitswelt betritt, die die Unzufriedenheit der Mitarbeiter spüren lässt, wird sich dreimal überleben, ob dieses Jobangebot das richtige ist. Und mehr noch: Haben Mitarbeiter die für sie passende Arbeitswelt, werden sie zu aktiven Botschaftern. Recruiting wird dadurch einfacher. Der gut gemachte Open Space schafft also Attraktivität und bindet Mitarbeiter.

Fazit: Denken Sie Ihre Arbeitswelt anders

Unsere Erfahrung ist: Lassen Sie uns die Arbeitswelt vom Mitarbeiter her denken. Wertschätzung des Mitarbeiters führt zu nachhaltiger Wertschöpfung. Das ist kein Selbstzweck, sondern der einzige Weg, der zum Erfolg führt. Und wenn Sie feststellen, dass Corporate Workplace Strategies dem optimalen Ergebnis im Wege stehen, haben Sie den Mut zur Diskussion. Häufig bieten solche Strategien Auslegungsmöglichkeiten, die auch die Tätigkeit dialogstarker Teams berücksichtigen. Es ist dann meist kein einfacher Weg, aber einer, der sich lohnt.

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