Interview mit Carsten Weinmann

Was ist für Sie Digitalisierung?

Die Digitalisierung ist keine neue Technologie, sondern eher ein Framework von Prozessgestaltungen, Organisationen, Mitarbeitern und Arbeitsmethoden. Die Grundlagen von Digitaldaten waren die Flipflop-Schaltung von 1918, ferner Elektronenröhren und der Transistor (1947). Die massenhafte Speicherung und Verarbeitung ist seit den 1960er Jahren möglich, da immer leistungsfähigere Speichermedien und seit den 1970er Jahren Mikroprozessoren auf den Markt kamen. Durch die elektronischen Bauteile waren somit einfache Anwendungen wie Radio (Empfänger), später Fernseher, aber auch die Luft- und Raumfahrt erst möglich. Damit war auch der Grundstein für die Personal Computer gelegt. Weitere Produkte kamen in den 1980 dazu, denken Sie nur an den CD-Player oder die Digitalfotografie bzw. die Automatisierung und Robotik.

Wie beeinflusst die digitale Transformation Ihr Arbeitsleben?

Digitalisierung heißt Kulturwandel, Automatisierung, Optimierung und vieles mehr. Unser Arbeitsleben wird durch die digitale Transformation einfacher, schneller und ortsunabhängig. Ich kann z.B. mit einem bestehenden Netzzugang via WLAN, Mobilfunk von überall aus arbeiten. Ich bin nicht auf einen festen Arbeitsplatz angewiesen. Durch die vielfältige Prozessautomatisierung kann ich Zeit sparen und Fehler verringern und Kosten reduzieren. Eine Videokonferenz kann ich z.B. über ein Smartphone, Tablet oder Notebook machen. In Zukunft wird man weniger Büroflächen benötigen, da die Mitarbeiter nicht mehr täglich ins Büro kommen müssen. Platz und Ressourcen können eingespart werden, und die täglichen Staus könnten minimiert werden. Das ist natürlich auch für die Umwelt besser.

Was sind die Ziele in Ihren Digitalisierungsprojekten?

Das Ziel jedes Digitalisierungsprojektes ist es, Verbesserungen und Mehrwerte für Abläufe in der Organisation zu generieren und im operativen Geschäft stabile, schlanke und ruhige Prozesse zu ermöglichen.

Was sind die Hauptanforderungen in Ihren Kundenprojekten?

Die Anforderungen reichen von der Strategie- und Zieldefinition bis zur Inbetriebnahme und dem Betriebssupport. In großen Programmen sind es auch in sich abgeschlossene Teilprojekte, beginnend mit Ausschreibungen.  Auch der Themenkomplex Agilität wird in den letzten Jahren immer stärker nachgefragt.

Welche Herausforderungen zeigen Ihre Projekte?

Das Management des Kunden muss zwingend vorab eine Strategie verabschieden und diese bekanntgeben. Es bedarf daher klarer und vorab (neu) definierter Prozesse, ohne die ein Projekt nicht umsetzbar ist. Ferner müssen die beteiligten Mitarbeiter frühzeitig eingebunden, bzw. auch die Betriebs- oder Personalgremien über die Vorhaben informiert werden.

Woran scheitert der Wille zur Digitalisierung am häufigsten?

Zunächst denkt man, ich mache aus einem analogen Ablauf mit modernen agilen Methoden einfach schnell alles digital (Stichwort Analoges Unternehmen + App = Digitales Unternehmen). Die Geschäftsprozesse und die von diesen Prozessen generierten Dokumente sind die Hauptvermögenswerte eines Unternehmens. Analoge Prozesse müssen im ersten Schritt erst digitalisiert werden. Voraussetzungen sind hierzu, das alle Prozesse und Verfahren grundsätzlich im ersten Schritt schriftlich oder elektronisch vorliegen. In vielen Projekten scheitert es daher als allererstes an der Vollständigkeit der internen Geschäftsprozesse.  Die Prozesse müssen dann zum Teil mit hohem Aufwand erstellt bzw. vervollständigt werden. Dafür sind häufig keine Projektkosten vorgesehen. Hier wird der Aufwand am meisten unterschätzt, denn ohne vollständige Dokumentation meiner Prozesse kann ich keine Digitalisierung starten.

Gibt es in Ihren Projekten Fallstricke, die immer wieder auftreten?

Es benötigt zunächst immer eine klare Strategieentscheidung oder Ziel vom Unternehmensmanagement, was möchte ich jeweils erreichen oder umsetzen. Dieses muss von allen beteiligten Unternehmensbereichen mitgetragen werden. Danach wird dann daraus ein klarer Projektauftrag für das Projektteam. Ohne diesen Auftrag kann kein (digitales) Projekt funktionieren. Fehlende Kenntnisse von Abläufen und Prozessen, nicht vorhandene Dokumentation, Übermäßige Erweiterung des Projektumfangs, sowie falsche und nicht aufeinander abgestimmte Technologie sind weitere Fallstricke.

Wie gehen Sie vor?

Um den Bedarf des Kunden zu verstehen, bedienen wir uns zunächst mit Hilfe von Quick Checks. Dazu bedienen wir uns verschiedener Mittel aus dem Neu Work – Baukasten, wie z.B. Kommunikations- Check-Up, Einfach anders Arbeiten, Ruhe ist mehr als leise usw. Danach folgen verschiedene Workshops um die Anforderungen und Ziele im Detail abzustimmen.

Wie sehen Sie die Zukunft der neuen Arbeit?

Die verschiedenen Technologien machen vieles einfacher, transparenter, schneller und agiler. Der digitale Erfolg braucht eine neue (Arbeits)Kultur und neues Vertrauen. Mittlerweile kann man von jedem Punkte auf der Erde arbeiten, vorausgesetzt ich habe Mobilfunk oder WLAN Empfang. Anwesenheitspflichten und ein Arbeiten in Silos gehören somit der Vergangenheit an. Der Mitarbeiter muss diese neuen Collaborationsmöglichkeiten aber auch annehmen und akzeptieren. Aber nicht jeder kann oder will im Homeoffice arbeiten. Hier sollte es Möglichkeiten seitens des Arbeitgebers geben, auch diese Anforderungen abzudecken.
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